Die ExpertInnengruppe „Forschung, Entwicklung & Innovation“ wurde eingerichtet, um Empfehlungen für den Forschungs- und Entwicklungsbereich zu erarbeiten, neueste Entwicklungen aufzuzeigen, relevante Akteure zu vernetzen und Kooperationen anzuregen. Die Gruppe besteht primär aus technischen ExpertInnen und ForscherInnen, aber auch aus Betriebsräten, Gewerkschaftern, Politik und Verwaltung.
Die erste EG-Sitzung nach der Strategieklausur fand am 27.09 in der Siemens City statt und widmete sich dem Einstieg und Überblick zu den betrieblichen Anwendungsfeldern und Einsatzpotenzialen der künstlichen Intelligenz in der Produktion.
Eröffnet wurde der informative Tag durch Corinna Engelhardt-Nowitzki mit Ihrer Keynote “Industrial Artificial Intelligence”. Als Industrial Engineering Departmentleiterin der FH Technikum Wien und Mitglied des österreichischen Rates für Robotik und Künstliche Intelligenz brachte Sie den TeilnehmerInnen das Thema auf sehr anschauliche Weise näher und warf einige Fragen in den Raum, wie z.B: Wie demystifizieren wir Künstliche Intelligenz? Was können wir ausprobieren? Was können wir in Österreich teilen? Der Erfolgsfaktor wird in der Konkretisierung gesehen, durch Sichtbar Machen anhand konkreter Use Cases und Aufzeigen was funktioniert, aber auch welche unerwünschten Effekte auftreten können. Die womöglich größte Herausforderung liegt in der Bildung eines Bias bei der Programmierung und dabei der unabsichtlichen Diskriminierung.
Im Anschluss wurden praktische Anwendungsfälle von KI-Prozessen aufgezeigt. Wolfgang Kienreich, KnowCenter, referierte u.a. über Closed Loop Prescriptive Control in der Automobilindustrie und skizzierte beim anschließenden Q&A den weitreichenden Tätigkeitsbereich des KnowCenters. Michael Hettegger, craftworks, zeigte anschaulich verschiedene Lösungswege im Bereich der Predicitive Quality und Predictive Maintenance. Florian Nock, Business Integration Partners, umriss Lösungen im Bereich der Yield Prediction, Demand Planning and Workforce Optimization sowie der Automated Quality Control. Zum Abschluss präsentierte Arnold Präsent, Tieto, detailliert den Prozess zur Realisation einer automatisierten Qualitätsbewertung von Baumstämmen.
Vor der Mittagspause stand die Besichtigung der CPPS-Anlage (Cyber-physikalisches Produktions System, S.42) auf dem Programm. Im Wiener Siemenswerk SIMEA wird an der „Fabrik der Zukunft“ geforscht, wie Maschinen in der Fabrik sich selbst koordinieren und Produkte den Robotern den Bauauftrag geben – alles unter dem Stichwort Autonome, individualisierte Produktion, Losgröße 1. Die TeilnehmerInnen der 13. Sitzung der ExpertInnengruppe „Forschung, Entwicklung & Innovation“ wurden dabei fachkundig durch die Produktionshalle geführt und kamen in den Genuss einer Demonstration, bei der das Produkt seine Produktion selbst steuert.
Nach ausgiebiger Networking Pause wurde der Nachmittag mit Ansätzen zur verbesserten Mitgliedervernetzung verbracht. Diese ist auf drei Ebenen geplant: Mittels Kompetenzkompass, Use Case Sammlung und Zoom Diskussionen.
- Ziel des Kompetenzkompass ist es, übersichtlich und leicht zugänglich darzustellen wo die Stärken unserer Mitglieder liegen und die Kontaktaufnahme zu erleichtern. Hierfür ergeht eine Abfrage an die Mitglieder, in welchen KI-Anwendungsbereichen schon Erfahrung gesammelt wurde.
- Eine Use Case Datenbank wird aufgebaut, welche den Mitgliedern einerseits ermöglichen wird abgeschlossene Projekte nach außen zu teilen und andererseits im Intranet der Plattform mit tiefergehenden Informationen wie Erfolgsfaktoren und vor allem Lösungen zu allfälligen Herausforderungen aufwarten soll. Hierzu wurde ein Template erarbeitet, dass nicht nur retrospektiv eingesetzt werden kann – also zur Beschreibung abgeschlossener Projekte – sondern auch für zukünftige Unterfangen und Projektbeschreibungen als Orientierungshilfe dient und den Umsetzungsprozess erleichtert.
- Die Etablierung von virtuellen Diskussionsrunden, dadurch soll ein zeitsparender, effektiver Ansatz zur organisationsübergreifenden Kommunikation ermöglicht werden. Mitglieder bringen Fragestellungen ein, zu denen sie sich mit Gleichgesinnten und ExpertInnen austauschen möchten.
Bitte die Fragestellungen an rafael.boog@plattformindustrie40.at senden.
Beispiele finden sich hier:
- Sinnhaftigkeit und Bedeutung von Pay Per Use Workshop. Wie gehe ich damit um?
- Wie wurden konkurrierende KI Methoden gegeneinander verglichen?
- Was waren Lessons Learned und Stolperfallen in Ihrem KI Projekt?
Um dem Mitgliederwunsch der verstärkten Aktivitäten rund um KI und langfristige Trends nachzukommen wurden 25 betriebliche Einsatzpotenziale der KI identifiziert und den Anwesenden vorgestellt, genauso wie 13 langfristige Trends. Bei der darauffolgenden Abstimmung wurden Präferenzen und Gebiete abgefragt, denen sich vertiefend gewidmet werden soll. Als Ergebnis werden wir uns in der F&E Gruppe vorerst thematisch näher mit KI Methoden rund um Qualitätssicherung, Predictive Maintenance und der intelligenten Automatisierung von Unternehmensprozessen beschäftigen. Zusätzlich werden Aspekte der Future of Automation, Industrial IOT und der Blockchain in zukünftigen Formaten behandelt.
Zum Abschluss des Tages wurde das Programm für einen öffentlich zugänglichen Workshop abgestimmt, am Nachmittag des 11. Dezember. Dieser findet beim Open Innovation Center der JKU statt, am Vortag des Industrie 4.0 Summit in Linz – 12. Dezember 2019.
Die nächste Sitzung der ExpertInnengruppe findet am 8. November statt und widmet sich eingehend der Qualitätssicherung. Eine Einladung folgt demnächst. Sollten bei dem Workshop bestimmte Fragestellungen behandelt werden, bitte ein Mail an rafael.boog@plattformindustrie40.at
Ein großer Dank ergeht an Siemens für die Gastfreundschaft!