Die industrielle Produktion ist energieintensiv, die eigene Energieversorgung ist für viele österreichische Industrieunternehmen ein wesentliches Thema. Die zunehmende Notwendigkeit des Klimaschutzes und die Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine rücken zunehmend erneuerbare und regenerative Energiequellen in den Fokus der produzierenden Industrie.
Zu den regenerativen Energiequellen zählt auch die Geothermie. Dabei wird die in der Erdkruste gespeicherte Wärme zum Heizen, zum Kühlen oder für die Stromerzeugung genutzt. Zumeist wird Geothermie mit Thermalquellen assoziiert – z.B. rund um die zukünftige Energieversorgung Wiens mit Hilfe des Aderklaaer Konglomerats.
Für die Nutzung von Erdwärme gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten (eine gute Übersicht bietet der Podcast des Klima- und Energiefonds). Eine Möglichkeit sind „Advanced Geothermal Systems“ (AGS). AGS kommen ohne Thermalwasser und Fracking aus und sind daher potenziell eine interessante Energiequelle der Zukunft für die österreichische Industrie.
Geothermie und AGS waren kürzlich das Thema eines „Sustainability Insights“ der Plattform Industrie 4.0. Als Experte war Daniel Mölk eingeladen, der die deutsche Niederlassung des kanadischen Technologieunternehmens EAVOR leitet.
Warum Geothermie?
Am Beginn seines Vortrages erläuterte Hr. Mölk die Gründe für die Nutzung von Erdwärme. Einerseits handelt es sich dabei um eine regenerative Energieform, die ohne fossile Rohstoffe auskommt und keinen radioaktiven Müller erzeugt. Andererseits ist die Geothermie im Vergleich zur Solar- und Windenergie grundlastfähig – Geothermie ist unabhängig von den jeweiligen Wetterbedingungen verfügbar und kann (analog zur Wasserkraft) ohne Unterbrechungen Energie bereitstellen.
Der Bau einer geothermischen Anlage verursacht durch die notwendigen Bohrungen höhere Investitionskosten als bei Anlagen für Wind- oder Sonnenenergie. Geothermie benötigt im Gegenzug aber weit weniger Oberflächenkapazitäten, da der Untergrund für die Energieerzeugung genutzt wird.
Advanced Geothermal Systems
Die klassische Geothermie nutzt heißes Wasser zur Energieerzeugung, wie z.B. in Island. Heißes Wasser ist aber nicht immer vorhanden und die Kosten für die Suche danach sind häufig sehr hoch.
Hier setzt Hrn. Mölks Unternehmen an: Bei einem EAVOR-Loop handelt es sich im Wesentlichen um einen riesigen Wärmetauscher, der mit Hilfe unterirdischer, kilometerlanger Schleifen und einer Turbine Wasser erhitzt und dadurch Energie erzeugt. Dafür benötigt wird zwar eine große Anzahl an Bohrungen, die Technologie ermöglicht jedoch eine standortunabhängige, regenerative Energiequelle.
EAVOR entwickelt als Unternehmen Werkzeuge und Verfahren, um diese Vorgehensweise zu ermöglichen und zu optimieren. Dabei wurde 2019 in Kanada ein erster Proof of Concept umgesetzt, das erste kommerzielle Projekt wird 2022 bzw. 2023 in Geretsried in Bayern umgesetzt.
Funktionsweise der EAVOR-Technologie erklärt
Abgrenzung und Ausblick
Hr. Mölk ging in seinem Input auch auf die Unterschiede zu anderen Formen der Geothermie im Detail ein. Dear EAVOR-Loop bzw. AGS benötigen im Vergleich zur Hydro-Geothermie z.B. keine elektrische Pumpe, die Funktionsweise ähnelt der einer Schwerkraftheizung. Außerdem kommt bei AGS kein Fracking zum Einsatz, was die Technologie wiederum attraktiver für den Einsatz in Europa macht.
Anschließend ging Hr. Mölk auf die Entwicklung der Kosten geothermischer Anlagen sowie auf den aktuellen Stand der Technik und deren Zukunftspotenzial, insbesondere im Bereich der Fernwärme, ein. Zum Schluss erläuterte Hr. Mölk, welche Rolle Digitalisierung und Industrie 4.0 bei Bohrungen spielen und welche Anwendungen z.B. mit Hilfe von Machine Learning in Zukunft möglich sein könnten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]
Dank und Ausblick
Wir bedanken uns bei Daniel Mölk für seinen Input sowie bei allen TeilnehmerInnen bei unserem zweiten Sustainability Insight!
Die Nachhaltigkeit der Produktion ist der Schwerpunkt der ExpertInnengruppe Ressourcen- und Energieeffizienz der Plattform Industrie 4.0. Die Veranstaltungen der Plattform Industrie 4.0 sind für alle Mitglieder der Plattform zugänglich. Sollte Ihr Unternehmen Mitglied, Sie aber nicht auf unseren Verteilern sein, melden Sie sich bitte bei michael.fellner@plattformindustrie40.at
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Foto von Brad Weaver auf Unsplash [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]