Die ExpertInnengruppe Pilotfabriken der Plattform Industrie 4.0 Österreich hatte gemeinsam mit BMVIT und FFG einen Konsultationsprozess mit Unternehmen hinsichtlich der thematischen Schwerpunktsetzung der Ausschreibung Pilotfabriken begleitet. Das Ziel dieses Prozesses war Themen im Umfeld von Industrie 4.0, Produktion und IKT zu identifizieren, die komplementär zur bestehenden Pilotfabrik in Wien Aspern und zueinander sind, und von einem starken Bedarf in der Industrie getragen sind. Dabei wurden Smart Electronic Based Systems, Fertigung diskreter Güter und der Bereich Verfahrenstechnik als die drei Themen mit hohem Bedarf identifiziert.
Das BMVIT hat zwei Themenbereiche, Fertigung diskreter Güter und Verfahrenstechnik ausgeschrieben – die Ergebnisse der Jury liegen nun vor. Dabei geht je eine Pilotfabrik nach Graz und Linz.
In dem Testlabor in Graz werden heimische Unternehmen in Zukunft digitalisierte Produktionstechnologien erproben, ohne den eigenen Betrieb zu stören. Erforscht werden in der „smartfactory@tugraz“ neue Fertigungsmethoden, mit denen auch kleine Stückzahlen rentabel hergestellt werden können, etwa maßgeschneiderte Autos. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf Datensicherheit und Verlässlichkeit von computergesteuerten Produktionssystemen gelegt. Federführend verantwortlich ist die Technische Universität Graz, die sich gemeinsam mit rund 20 heimischen Betrieben an dem Projekt beteiligt. Das Infrastrukturministerium investiert zwei Millionen Euro in den Standort Graz, etwa die gleiche Summe kommt von Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.
„Mit der smartfactory@tugraz bekommt die TU Graz die ideale Forschungslandschaft zur Beforschung agiler und datensicherer Fertigungskonzepte der Zukunft und die Steiermark eine interdisziplinäre, wirtschaftsnahe Pilotfabrik. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vieler Disziplinen, vom Maschinenbau über die Elektrotechnik bis zur Informatik, forschen und lehren hier interfakultär. Die smartfactory@tugraz ist die perfekte Komplettierung des Smart-Production-Forschungsschwerpunktes der TU Graz und macht die Steiermark zu einer der führenden europäischen Smart Production and Services Regionen und unsere Unternehmen fit für die Herausforderungen der Zukunft”, freut sich Harald Kainz, Rektor der TU Graz, über die neue Einrichtung.
In Testlabor in Linz, der „LIT Factory“ werden innovative Verfahrenstechniken erforscht, mit dem Ziel Materialien für neue Zwecke einzusetzen. So werden beispielsweise Leichtbauteile aus Kunststoff für Autos entwickelt, die anstelle von Stahl den Motor mit der Karosserie verbinden. Weitere Forschungsprojekte liegen in den Bereichen Produktionstechnik, Medizintechnik, Maschinenbau, Bau und Recyclingtechnik. Federführend für die Pilotfabrik verantwortlich ist die Johannes-Kepler-Universität Linz, die sich gemeinsam mit 23 heimischen Betrieben an dem Projekt beteiligt. Auch hier investiert das Infrstrukturministerium zwei Millionen Euro in den Standort, etwa die gleiche Summe kommt in der Anfangsphase von Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Das Land Oberösterreich und die Stadt Linz stellen zudem zweieinhalb Millionen Euro für ein Gebäude bereit.
„Das starke wirtschaftliche Umfeld Oberösterreichs ist unbestritten. Mit der LIT Factory als Pilotfabrik im Bereich Industrie 4.0 (I4.0) sollen bereits vorhandene Potenziale und Synergien weiter forciert werden. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Jürgen Miethlinger fördert die LIT Factory in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen den Einsatz von neuartigen, teils prototypischen I4.0-Technologien. Die Pilotfabrik wird auch in der Lehre der JKU eine wichtige Rolle spielen“, sieht JKU-Rektor Meinhard Lukas in der Förderungszusage einen wesentlichen Schritt für die Zukunft. Die Pilotfabrik, unmittelbar am Campus als Teil des Linz Institute of Technology angesiedelt, soll als offene Plattform Potenziale und Technologien der Digitalisierung erforschen, entwickeln und lehren sowie branchenübergreifende Lösungen für Produkte und Produktion schaffen.
Die Pilotfabriken sind als „Demofabriken“ realitätsnahe Modelle einer Fabrik und helfen, Neuentwicklungen schneller marktreif zu machen. Das ist deshalb so wichtig, weil sich die Produktion gerade in einem tiefgreifenden Wandel befindet. In den Fabriken kommunizieren Menschen, Produkte, Maschinen und Werkstoffe in immer komplexeren computergesteuerten und per Internet vernetzten Systemen miteinander.