Die Zeichen in der österreichischen Industrie stehen auf Digitalisierung, neue Technologien finden immer mehr Anwendung in der Produktion. Die produzierenden Betriebe und die Beschäftigten für die industrielle Zukunft zu wappnen, hat sich die Plattform Industrie 4.0 auf die Fahne geschrieben. VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft, Unternehmen, ArbeitgeberInnen- und ArbeitnehmerInnenvertretung arbeiten hier seit drei Jahren unter einem Dach zusammen, um die richtigen Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel zu schaffen. Bei der Jahrespressekonferenz der Plattform präsentierten Bundesminister Norbert Hofer, Plattform Industrie 4.0 Österreich-Vorstandsvorsitzender Kurt Hofstädter, AK-Präsidentin Renate Anderl und FEEI-Präsidentin Brigitte Ederer konkrete Projekte, um die Digitalisierung der Industrie voranzutreiben.
Diese fußt auf drei Säulen: Qualifikation & Arbeit, um die Beschäftigten mit den richtigen digitalen Kompetenzen auszustatten. Forschung & Innovation, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Betriebe & Standort, um die Produktivität zu sichern. Die Plattform Industrie 4.0 Österreich setzt dabei auf mehr als 500 ExpertInnen aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Sozialpartnerschaft, die in einem breiten Konsens und unter Beachtung der unterschiedlichen Interessen Empfehlungen, Vorschläge und Szenarien für Zukunftsthemen ausarbeiten. Es geht darum, am Ende den größtmöglichen Nutzen für alle Menschen aus den digitalen Möglichkeiten herauszuholen.
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Eines dieser Zukunftsthemen ist Künstliche Intelligenz, die die Industrie beispielsweise durch maschinelles Lernen oder intelligente Fertigungsroboter verändern wird. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) und das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) haben deshalb ein Vorbereitungspapier (Artificial Intelligence Mission Austria 2030) erstellt, um im Laufe des Jahres 2019 auf dieser Basis eine Strategie zu entwerfen. Die Zukunft der Künstlichen Intelligenz muss auch hierzulande im breiten Konsens mitgestaltet werden. „Damit die digitale Wirtschaft in Österreich nachhaltig funktioniert, müssen alle mitwirken können. Die Plattform Industrie 4.0 ist seit drei Jahren ein gutes Beispiel dafür, die kürzlich ins Leben gerufene Digitalisierungsagentur ein weiterer wichtiger Akteur. Deshalb wird 2019 das Jahr der Digitalisierung werden – in dem alle an einem Strang ziehen, um Österreich fit für die digitale Zukunft zu machen“, erklärt Norbert Hofer, Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie.
Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Was durch Zusammenarbeit bewegt werden kann, hat die Plattform Industrie 4.0 seit ihrer Gründung 2015 gezeigt: 50 Mitglieder bringen dabei ihre Vorstellungen für die Industrie 4.0 in Österreich ein. In aktuell neun Arbeitsgruppen werden unterschiedliche Zukunftsthemen bearbeitet – daraus entstanden bislang mehrere Publikationen, die sich unter anderem mit Qualifikation & Kompetenzen oder Forschung, Entwicklung & Innovation beschäftigen. „Wir verstehen uns als Schaltzentrale der Digitalisierung der österreichischen Industrie, indem wir alle wichtigen Player zusammenbringen, Zukunftsthemen bearbeiten und konkrete Projekte anstoßen oder fördern“, betont Kurt Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0 Österreich.
Eines dieser Projekte ist das Reifegradmodell Industrie 4.0, das bisher knapp 30 Unternehmen österreichweit durchlaufen haben: Dabei wird erhoben, wie stark Industrie 4.0 bereits in einem Unternehmen verankert ist, um im Anschluss Verbesserungspotenziale zu identifizieren und umzusetzen. Auch nach Ungarn konnte dieses erfolgreiche Projekt bereits exportiert werden. „Das zeigt, dass Kooperation nicht nur national ein wichtiger Treiber für Industrie 4.0 ist, sondern auch regional und international“, so Hofstädter weiter. So wurde beispielsweise im April 2018 eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem deutschen und Schweizer Pendant der österreichischen Plattform vereinbart.
Qualifiziert für die Arbeitswelt der Zukunft
Für AK-Präsidentin Renate Anderl ist es wichtig, dass immer, wenn über Digitalisierung und Industrie 4.0 diskutiert wird, auch die Anliegen der ArbeitnehmerInnen berücksichtigt werden. Aus diesem Grund ist die AK auch stolzes Gründungsmitglied der Plattform Industrie 4.0. Besonders wichtig ist für Anderl die Arbeit der Plattform im Bereich der Qualifizierung – einerseits durch fundierte Positionspapiere und Forschung, andererseits auch durch konkrete Projekte. Denn gerade in Zeiten des digitalen Wandels braucht Wissen oft ein Update. Daher spielt Qualifizierung eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Industrie 4.0 so zu gestalten, dass alle ArbeitnehmerInnen mitgenommen werden und nicht nur wenige, bereits gut ausgebildete, davon profitieren. „Wir als Arbeiterkammer wollen dazu beitragen, jene Rahmenbedingungen zu schaffen, die gewährleisten, dass neue Technologien die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zurücklassen. Unser Ziel ist, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung auch den Beschäftigten in Österreich nützen und ihr Leben verbessern sollen“, sagt Renate Anderl. „Wir freuen uns, dass in der Plattform das Gemeinsame im Vordergrund steht – und alle zusammen nach den besten Lösungen suchen.“
Bestes Beispiel dafür ist die Qualifizierungsmaßnahme „Fit4Industry“, die 2019 starten soll: Hier haben sich – als Pilotprojekt – Plattform Industrie 4.0 Österreich, Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Arbeiterkammer und Siemens Österreich, zusammengeschlossen, um LeiharbeiterInnen mit digitalen Kompetenzen auszustatten und für die Arbeitswelt der Zukunft zu qualifizieren.
Forschung, Entwicklung und Innovation als Motor
„Forschung und Entwicklung ist das Rückgrat der heimischen Industrie, der Motor für den Wirtschaftsstandort Österreich und ein Garant für zukunftssichere Arbeitsplätze“, führt Brigitte Ederer, Präsidentin des FEEI Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie, aus. „Damit Innovationen in der Industrie 4.0 aber erfolgreich umgesetzt werden können, brauchen wir nicht nur die Technologie, sondern auch das Wissen und die Erfahrung der Beschäftigten. Das beweist auch das 2018 veröffentlichte Ergebnispapier ‘Forschung, Entwicklung & Innovation in der Industrie 4.0‘, das aus der guten Zusammenarbeit unter dem Dach der Plattform entstanden ist.“ In diesem Ergebnispapier wurden acht ineinandergreifende Forschungsfelder identifiziert, die für die Technologieentwicklung in Österreich zukünftig zentral sein werden – darunter fallen Sensorsysteme, Software Engineering, Arbeits- und Assistenzsysteme sowie Domänenwissen und Schlüsseltechnologien.