KI: Europäische Good Practices im Umgang mit einem globalen Thema

Die Technologien rund um Industrie 4.0 beschäftigen den produzierenden Bereich weltweit. Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Überbegriff, der hier an Bedeutung gewinnt: Unternehmen initiieren KI-Projekte, die Forschung setzt verschiedene Schwerpunkte zum Thema. Auch die Politik und die Verwaltung sind sich der Relevanz von KI für die wirtschaftliche Entwicklung bewusst. Zunehmend entstehen daher Politik-Instrumente, die die Entwicklung von KI, deren Anwendung oder den dafür benötigten Kompetenzaufbau fördern sollen.

Das Interreg-CE-Projekt CEUP 2030 zielt darauf ab, Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung über spezifische technologische Schwerpunkte zu informieren und den europäischen Austausch zu unterstützen. KI ist eines von vier Schwerpunkt-Themen. Aus diesem Grund organisierte die Plattform Industrie 4.0 im Dezember 2020 ein „Policy Learning Lab“ zu Künstlicher Intelligenz um Wissen zu vermitteln und auf themenbezogene Good Practices aufmerksam zu machen.

KI – Eine europäische Perspektive

Im Umgang mit KI gibt es viele (politische) Initiativen und Aktivitäten, auf europäischer Ebene beschäftigt sich Juha Heikkilä damit: Hr. Heikkilä ist Leiter der Abteilung „Robotics and Artificial Intelligence“ (Unit A.1) in der DG Connect der Europäischen Kommission. Im Rahmen des Policy Learning Lab vermittelte er daher die Perspektive der Europäischen Kommission und informierte über das Big Picture.

Die Kommission sieht das Potenzial von KI, im Umgang damit wurden bereits einige Meilensteine erreicht (z.B. durch die Publikation des „Weißbuch zu Künstlicher Intelligenz“ oder der „Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI„). Einerseits wird ein „Ecosystem of Excellence“ benötigt – hier spielen z.B. die „Digital Innovation Hubs“ und die geplanten „Testing and Experimentation Facilities“ eine wichtige Rolle. Andererseits ist man sich auch der Risiken der Technologie bewusst. Ein „Ecosystem of Trust“ ist im Umgang mit der Technologie notwendig, ein Risiko-Assessment für unterschiedliche Formen von KI, ein dazu passender regulatorischer Rahmen und dessen Anwendung in der Praxis werden bei der EU Kommission aktuell diskutiert.

KI-Förderung: Use Cases aus der Praxis

Die EU Kommission ist in laufender Abstimmung mit den EU-Mitgliedsstaaten und mit den europäischen Regionen. Auf dieser Ebene gibt es unterschiedliche Zugänge und bereits einige Erfahrungen mit der Förderung von KI. Um den anwesenden Entscheidungsträgern einen möglichst praxisnahen Einblick zu geben wurden vier Regionen als Good Practices eingeladen. VertreterInnen aus Österreich, Ungarn, Belgien und Deutschland präsentierten beim Policy Learning Lab ausgewählte Politik-Maßnahmen in Verbindung mit künstlicher Intelligenz.

In Österreich beschäftigt sich die Austria Wirtschaftsservice (aws) als Bundesagentur mit KI. Mit dem Förderinstrument „aws Digitalisierung“ werden Unternehmen unterstützt, die innovative KI-Projekte umsetzen. Wichtig ist dabei, dass „vertrauenswürdige KI“ ein integraler Bestandteil der Projekte ist. Außerdem werden mit Hilfe des Programms die Kapazitäten des österreichischen KI-Ökosystems erweitert, der gemeinsame Austausch und der Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen Stakeholdern werden über die Laufzeit des Programms unterstützt. Der 1. Durchgang des Förderprogramms ist bereits abgeschlossen, der 2. Durchgang startet 2022.

Auch in Ungarn ist KI ein wichtiger Schwerpunkt im produzierenden Bereich, der unter anderem durch die ungarischen Pilotfabriken adressiert wird. Darüber hinaus wurde 2018 eine „AI Coalition“ geschaffen, in der staatliche Agenturen, Unternehmen, Universitäten und die ungarische IT-Branche an einer gemeinsamen, nationalen KI-Strategie arbeiten, die 2020 fertiggestellt wurde. Außerdem wurde 2019 bereits ein „AI Action Plan“ erstellt, der u.a. das ambitionierte Ziel verfolgt, zumindest 1% der ungarischen Bevölkerung (circa 100.000 Personen) zum Thema KI weiterzubilden. Wichtig ist in Ungarn auch die europäische Technologie-Plattform „ManuFuture„.

Für die Region Flandern in Belgien stehen Industrie 4.0 und KI klar im Fokus und sind wichtige Tätigkeitsfelder der flämischen Agentur für Innovation und Entrepreneurship (VLAIO). Es werden sowohl „Front Runners“ als auch „Followers“ angesprochen, das flämische KI-Ökosystem ist für die Arbeit von VLAIO zentral. Ein Bauchladen von Maßnahmen soll der belgischen Wirtschaft und Gesellschaft KI näherbringen: Finanzielle Zuschüsse können Unternehmen für den Aufbau von Know-How (z.B. über das Projekt ICON) sowie für die Umsetzung von Projekten (z.B. SME Growth Subsidy) erhalten. Der gemeinsame Wissensaufbau wird über Projekte wie COOCK ermöglicht, auch die 17 „Industry 4.0 Living Labs“ sollen dabei helfen. Weitere Maßnahmen vermitteln Informationen, schaffen Awareness für KI und bieten Coaching und Hilfestellungen. Bei allen Maßnahmen ist die Zusammenarbeit mit bestehenden Stakeholdern ein wesentlicher Bestandteil, für die Maßnahmen stehen jährlich 32 Millionen Euro zur Verfügung.

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Im Video wird der Zugang der flämischen „Industry 4.0 Living Labs“ erklärt.

Auch das deutsche Bundesland Baden-Württemberg setzt im Bereich KI auf unterschiedliche Maßnahmen, welche die Kommerzialisierung von KI-Innovationen „made in BW unterstützen. Leuchtturm-Initiativen sollen die Position als Innovation Leader im digitalen Bereich festigen: Im Rahmen des Aktionsprogrammes „KI für den Mittelstand“ werden KMU bei der Anwendung und Kommerzialisierung von KI unterstützt. Zu den Maßnahmen im Rahmen des Aktionsprogrammes gehören z.B. 19 verschiedene KI-Labs (regional und thematisch) oder ein Innovationswettbewerb für KMU, der KI-Innovationen fördert (Projekte einzelner Firmen und Konsortialprojekte). Neben dem KMU-Fokus wird ein wirtschaftlich orientiertes KI Forschungsprogramm umgesetzt. Zehn Millionen Euro wurden in das Fraunhofer AI Innovation Centre investiert, drei Millionen Euro in das KI-Kompetenzzentrum in Karlsruhe. Um die Verfügbarkeit von Daten, der Grundlage für KI, zu erhöhen, wird das Forschungsprojekt Datengenossenschaften umgesetzt. Zusätzlich soll der Aufbau und Ausbau des KI-Ökosystems in Baden-Württemberg durch einen Innovationspark vorangetrieben werden.

Die Beiträge zeigen auf, wie viel in Europa rund um das Thema KI bereits passiert und was möglich ist. Internationale Zusammenarbeit und der gemeinsame Austausch sind wichtig, um voneinander zu lernen und um Ressourcen und Synergien optimal zu nutzen. Das Projekt CEUP 2030 trägt dazu bei.

Wir freuen uns sehr über die zahlreichen TeilnehmerInnen aus 15 Ländern und bedanken uns bei Hrn. Juha Heikkilä, Fr. Petra Huber, Fr. Krisztina Bárdos, Hrn. Tom Mondelaers und Fr. Mascha Ananda Eckhardt für die spannenden Inputs!

Sollten Sie Informationen zum Projekt CEUP 2030 oder zu den spezifischen Vorträgen benötigen, kontaktieren Sie gerne michael.fellner@plattformindustrie40.at.

Foto Credits: Markus Winkler auf Unsplash

Michael Fellner