Der Ruf nach mehr jungen Menschen und nach mehr Frauen in technischen Berufen ist lauter denn je. Unternehmen suchen nach Fachkräften und sind gefordert auch stärker Frauen zu adressieren.
Mit dem Ziel den Austausch und die Vernetzung untereinander zu fördern und mögliche Kooperationen anzustoßen, wurden im Rahmen des Online-Workshops der Plattform Industrie 4.0 am 27.04.2021 mit mehr als 90 TeilnehmerInnen mit Digital Pioneers, Voice of Diversity, nextgen*LAB, VFQ-Vernetzen Fördern Qualifizieren, Mein Einstieg in die IT und Fill Future Lab sechs unterschiedliche Projekte vorgestellt, die mit einer gendergerechten Ansprache Schülerinnen und junge Frauen bei der Berufsorientierung und -ausbildung erfolgreich unterstützen sowie Unternehmen und Organisationen, die den Einstieg von Frauen und jungen Menschen in technische Berufe erleichtern und möglich machen.
Mit „Digital Pioneers – freiwilliges digitales Jahr“ präsentierte die Plattform Industrie 4.0 ein durch das AK DigiFonds finanzierte Projekt. Digital Pioneers ist ein Berufsorientierungsjahr in digitalen Berufen unterschiedlicher Branchen und bietet jungen Menschen und v.a. jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren die Möglichkeit, die Berufe der Zukunft kennenzulernen und sich wertvolle Fähigkeiten und Erfahrungen anzueignen. Die vermittelten digitalen Skills sind universell einsetzbar und schaffen optimale Voraussetzungen, um die beruflichen Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Einer zweimonatigen Grundausbildung folgt eine achtmonatige Praxisphase in einem Digitalprojekt eines Unternehmens. Das Pilotprojekt startet diesen Herbst in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich. Weitere Informationen unter: https://digitalpioneers.at/
Michaela Unger, Geschäftsführerin des TU Career Centers, stellte das im Rahmen des Projektes „Voice of Diversity“ an der TU Wien/Fakultät für Informatik entwickelte DEBIAS Tool (Digitally Eliminating Bias in Application Selection) vor. Dieses ermöglicht es Unternehmen und BewerberInnen ein anonymes Bewerbungsverfahren zu führen und einander ohne Vorurteile kennen zu lernen. Die Auswahl der zukünftigen MitarbeiterInnen wird auf die Talente der BewerberInnen fokussiert und mögliche unbewusste Diskriminierung im Recruiting-Prozess minimiert. Das Pilotprojekt wurde bereits erfolgreich mit einigen Unternehmen umgesetzt, das Interesse ist auf beiden Seiten groß. Ein nächster Termin wird im November des Jahres stattfinden.
Tatjana Hoser, wissenschaftliche Leiterin des nextgen*LAB des Technischen Museums Wien, berichtete über den Maker*Space im Museum. Mit November 2018 eröffnete das Technische Museum Wien diesen neuen, interaktiven Ausstellungsbereich: das techLAB. Als Werkstatt mitten im Museum ist das techLAB mit digitalen Fertigungstechnologien ausgestattet und setzt zur Vermittlung digitaler Skills und zukunftsweisender Kompetenzen auf Tüfteln, Ausprobieren und Selbermachen. Der Umgang mit 3D Drucker, Lasercutter, Schneideplotter, Transferpresse, Nähmaschine und vielem mehr wird von einem Team vor Ort unterstützt und ermöglicht so auch für die Jüngsten das Kennenlernen neuer Technologien und das Bedienen und Verstehen der Geräte. Die BesucherInnen können mit Open Source Software selbst designen, eigene Projekte umsetzen, Werkstücke produzieren und mit nach Hause nehmen. Dabei wird das digitale Verständnis gestärkt, ein selbstbestimmter Umgang mit Technik, Software Skills, kreatives Gestalten, kollaboratives Arbeiten und damit relevante Kompetenzen für die zukünftige Arbeitswelt gefördert. Begleitet wird das techLAB von einem FFG-Forschungsprojekt namens nextgen*LAB, das sich mit Fragen genderinklusiver (Technik) Vermittlung und Berufsorientierung auseinandersetzt.
Die VFQ GmbH (Gesellschaft für Frauen und Qualifikation) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen bei ihrer beruflichen Neuorientierung, in ihrer Qualifikation und ihrem Bewerbungsmanagement mit Empathie und Engagement zu begleiten und sie bei der Gestaltung ihrer Zukunft bestmöglich zu unterstützen. Der Kurzname VFQ steht auch für „VernetzenFördernQualifizieren“ und steht für die Wurzeln des Vereins. Ulrike Bernauer-Birner, Geschäftsführerin VFQ und Christina Auberger, Leiterin Bereich Orientierung & Lehre, präsentierten die vom VFQ betriebenen überbetrieblichen Ausbildungswerkstätten (Tischlerei und IT Systemtechnik), in denen junge Frauen (zwischen 15 und 22 Jahren) die Möglichkeit bekommen sich beruflich zu orientieren und eine Ausbildung abzuschließen. Sie haben die Chance ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu festigen und zu testen, Berufsbilder auszuprobieren, sich in einem Team zu erleben, Prüfungen abzulegen und erste positive Prüfungserfahrungen zu machen. Die jungen Frauen kommen oft aus schwierigen familiären Verhältnissen und bekommen ein Coaching, um sie in allen Belangen bestmöglich zu unterstützen. Im Coaching werden auch erste Programmierkenntnisse vermittelt und erste Erfolgserlebnisse ermöglicht und damit das Interesse für Technik geweckt bzw. Hemmschwellen abgebaut und die Mädchen ermutigt eine technische Ausbildung einzuschlagen. Kooperationen des VFQ mit Unternehmen sind für den Erfolg wesentlich. EDV-Solution GmbH, einer unserer Mitgliedsunternehmen, ist einer dieser Kooperationspartner.
„IT-Recruiting anders denken“ war das Thema des Vortrags von Daniela Berndl-Schwerdtner, Projektleiterin für HR-Qualifizierungsprojekte beim waff. Der waff kooperiert mit dem AMS Wien und Wiener Unternehmen und entwickelt verschiedene innovative Ausbildungsprojekte. Eines der innovativen Programme ist „Mein Einstieg in die IT“, welches näher vorgestellt wurde. In 12 Monaten erwerben dabei geeignete und motivierte Personen eine fundierte Einstiegsqualifikation für das Dienstverhältnis und eine solide Basis für die Weiterentwicklung zur IT-Fachkraft. In Zusammenarbeit mit Berufsschulen und Fachholschulen unterstützt das waff BewerberInnen einen Abschluss nachzuholen, sich umzuschulen und sich beruflich neu zu orientieren. Gleichzeitig werden Unternehmen unterstützt, zukünftige Fachkräfte zu finden. Das waff übernimmt dabei die Suche nach geeigneten KandidatInnen, die das Potenzial zur Ausbildung zur IT-Fachkraft mitbringen, den sogenannten „hidden talents“, und bietet ihnen mit „Mein Einstieg in die IT“ eine duale Ausbildung an. Einer theoretischen Ausbildung heuer an der FH Technikum Wien folgt die Praxisausbildung im Unternehmen, in dem die Frauen nach der 12-monatigen Ausbildung ein Dienstverhältnis beginnen.
Abschließend präsentierte Andreas Fill, CEO Fill GmbH, zahlreiche Initiativen und Projekte des Maschinenbauunternehmens aus Oberösterreich zur Adressierung der jungen Zielgruppe in der Region. Die enge Zusammenarbeit mit Schulen unterschiedlicher Stufen besteht bereits seit einigen Jahren und gibt jungen Menschen die Möglichkeit das Unternehmen kennen zu lernen und sich für technische Berufe zu begeistern. Das Engagement des Unternehmens hat Vorzeigecharakter und dies zeigt sich auch beim jüngsten Projekt, dem Fill Future Lab. Die moderne Lernwerkstätte bietet auf 140 Quadratmetern für alle Generationen außergewöhnliche Maßnahmen und Angebote in einer kreativen Lernumgebung, um bereits die jüngsten Mädchen und Jungen (ab 3 Jahre) für Themen wie Technik, Digitalisierung, Gesundheit und Kommunikation zu begeistern. Das Future Lab besteht aus acht Laboren: Media-Lab, Smart-Lab, VR-Lab, Robo-Lab, Mobility-Lab, Making-Lab, Health-Lab und Data-Lab. Jedes ist eine in sich abgeschlossene Lerneinheit, bei der die TeilnehmerInnen spielerisch und intuitiv Themen zu Digitalisierung, Forschung, Technologie und Innovation kennenlernen. Zusätzlich zum Future Lab steht für Lerneinheiten der außergewöhnliche Präsentations- und Schulungsraum „Holodeck“ zur Verfügung. Veranstaltungen, Workshops, Vorträge, Seminare und Unterrichtsstunden werden zu einem unvergleichlichen Erlebnis für die Teilnehmenden. Für Schulen im Innviertel ist das Angebot kostenlos.
Wir danken an dieser Stelle allen Vortragenden und Teilnehmenden für die Mitwirkung und freuen uns, Sie an einer der kommenden Veranstaltungen der Plattform I40 zu begrüßen.
Vortragende:
- „Digital Pioneers – freiwilliges digitales Jahr“, Mag.a Jasmina Schnobrich-Cakelja, Plattform Industrie 4.0 Österreich
- „Voice of Diversity – Möglichkeit zur anonymen Abwicklung und Bewertung von Recruiting-Gesprächen“, Mag.a Michaela Unger, Geschäftsführung TU Career Center
- „Das techLAB – Ein Maker*Space im Technischen Museum Wien“, Mag.a Tatjana Hoser, Wissenschaftliche Leitung nextgen*LAB, TMW
- VFQ GmbH – „Orientierung und Lehre“, Mag.a Ulrike Bernauer-Birner, Geschäftsführung VFQ – Gesellschaft für Frauen und Qualifikation/ Mag.a Christina Auberger, Leiterin Bereich Orientierung & Lehre, VFQ
- „IT-Recruiting anders denken“, Mag.a Daniela Berndl-Schwerdtner, Projektleiterin für HR-Qualifizierungsprojekte waff
- „Einfach Fillisierend“- Oder wie ein Maschinenbauunternehmen mit Spiel, Spaß und Begeisterung die besten Talente gewinnt, Andreas Fill, CEO, Fill GmbH