Wie kann Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit führen? Mit dieser großen Frage beschäftigen sich ab sofort die Mitglieder der Plattform Industrie 4.0 Österreich im Rahmen der neu geschaffenen ExpertInnengruppe „Ressourcen- und Energieeffizienz“.
Zum Auftakt des neuen Themenschwerpunktes „Ressourcen- und Energieeffizienz“ der Plattform Industrie 4.0 Österreich diskutierten ExpertInnen aus Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft über Kreislaufwirtschaft und wie Industrie 4.0-Technologien zu mehr Nachhaltigkeit in produzierenden Unternehmen beitragen können. VertreterInnen des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), des Umweltbundesamtes, des deutschen VDI Zentrums für Ressourceneffizienz (VDI ZRE), der Montanuniversität Leoben und der Fronius International GmbH brachten dabei ihre unterschiedlichen Perspektiven ein.
Neue Geschäftsmodelle durch Kreislaufwirtschaft
Michael Wiesmüller, Leiter der Abteilung „Schlüsseltechnologien für die industrielle Innovation: IKT, Produktion und Nanotechnologien“ im BMK, erläuterte den relevanten thematischen Fokus des BMK und des Bundes mit den drei neuen Schwerpunkten Kreislaufwirtschaft, Mobilitätswende und Energiewende.
Thomas Jakl, Abteilungsleiter „Chemiepolitik und Biozide“ im BMK, berichtete über die Kreislaufwirtschaftsstrategie des Bundes, die bis Jahresende verabschiedet wird – digitale Technologien werden dabei essenziell sein. Er informierte darüber, welche Mittel der Forschungsfinanzierung dabei gezielt eingesetzt werden können. Am Beispiel des „Chemikalienleasings“, bei dem Unternehmen zum geringeren Materialverbrauch incentiviert werden, verdeutlichte er eindrucksvoll, wie ein entsprechendes Geschäftsmodell gestaltet werden könnte.
Ressourceneffizienz steigern, Ressourcenverbrauch verringern
Mit den Auswirkungen der Industrie auf den Klimawandel beschäftigt sich Ilse Schindler, Leiterin des Teams „Industrie & Energieaufbringung“ im Umweltbundesamt: Recyling hat in der österreichischen Industrie bereits jetzt einen hohen Stellenwert. Für den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist eine Reduktion des globalen Ressourcenverbrauch in allen Bereichen notwendig. Für Österreich würde das eine gesteigerte Ressourceneffizienz sowie den verringerten Einsatz nicht-erneuerbarer Rohstoffe in der Produktion und insgesamt eine Senkung des inländischen Materialverbrauchs bedeuten.
Tobias Frerichs, wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Bereich „Industrielle Technologien & Prozesse“ beim VDI ZRE, gab einen Einblick in die Situation in Deutschland und skizzierte, wie Digitalisierung und das Einsparen von Material und Energie zusammenhängen. Zum Thema wurde vom Kompetenzzentrum extra eine Informationswebsite mit Online-Tools, Studien u.v.m. zusammengestellt.
Gelebte Kooperation & Praxis
Wolfgang Posch, Professor am Lehrstuhl Wirtschafts- und Betriebswirtschaften an der Montanuniversität Leoben (MUL), hob die gelebte Kooperation mit der Industrie zur Förderung der Energie- und Ressourceneffizienz im Energie- und Anlagenmanagement positiv hervor und ging in seinem Beitrag vor allem auf die zentrale Rolle digitaler Technologien für ein effizientes betriebliches Energiemanagement ein. Die MUL stellt hier ein Weiterbildungsprogramm rund um betriebliches Energiemanagement, Kennzahlennutzung und die effektive Nutzung digitaler Möglichkeiten zur Verfügung, dabei wird eng mit der Industrie kooperiert.
Abschließend präsentierte David Schönmayr, R&D-Programmleiter für „Sustainability by Design“ bei der Fronius International GmbH, wie Produktnachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Elektroniksektor bei Fronius gelebt werden: Mit der umfassenden Lebenszyklusanalyse (Life-Cycle-Assessment, LCA) von Wechselrichtern – diese wandeln Photovoltaik-Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom um – wird die notwendige Datenbasis geschaffen, um die Klimawirkung entlang des gesamten Lebenszyklus zu reduzieren. Ziel ist dabei die nachhaltig-digitale Produktentwicklung und Produktion.
„Mit der neuen ExpertInnengruppe können wir dem Thema ‚Ressourcen- und Energieeffizienz in der Industrie 4.0‘ noch mehr Schlagkraft verleihen. Dabei können wir auf das Know-how unserer fast 70 Mitglieder zurückgreifen und dieses Wissen für Ideen zur nachhaltigen Produktion bündeln“, freut sich Plattform Industrie 4.0-Geschäftsführer Roland Sommer.