Was haben die Erdbeobachtung via Satellit, das Recycling von Solaranlagen und intelligente FFP2-Masken gemeinsam? All diese Beispiele beruhen auf elektronikbasierten Systemen, die als Basis zahlreicher moderner Anwendungen fungieren.
Der Bedeutung von „Electronic Based Systems“ (EBS) ist man sich auch in Österreich bewusst, arbeiten hierzulande doch mehr als 60.000 Personen in mehr als 180 EBS-relevanten Unternehmen. Aus diesem Grund wurden die „Silicon Austria Labs“ (SAL) als Forschungszentrum für EBS ins Leben gerufen.
In einem Technology Insight der Plattform Industrie 4.0 stellte sich SAL den Mitgliedern der Plattform Industrie 4.0 vor.
Österreichische Spitzenforschung zu EBS
Die Silicon Austria Labs wurden 2018 gegründet und beschäftigen aktuell rund 250 MitarbeiterInnen. Bis 2023 sollen 360 Personen an den Standorten Graz, Villach und Linz an EBS forschen. Möglich ist dies durch ein Public-Private-Partnership zwischen öffentlicher Hand und Industrie.
Das Ziel von SAL ist es, rund um elektronikbasierte Systeme den Prozess der Wertschöpfung zu beschleunigen: Unternehmen sollen bei der Entwicklung von Produkten und Services mit SAL zusammenarbeiten und dadurch die Zeit zwischen der Idee und der wirtschaftlichen Umsetzung verkürzen. Durch die Zusammenarbeit in dieser Form sollen Vorteile für alle entstehen: Firmen können Ideen schneller umsetzen und ForscherInnen praxisnahe Expertise aufbauen. Österreich soll dadurch zu einem Standort für Spitzenforschung zu EBS werden.
Kooperation im Mittelpunkt
Der Kern des SAL-Modells ist die Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie. Unternehmen können ihre Problemstellungen einbringen, SAL-ForscherInnen arbeiten anschließend mit den Firmen an deren Lösung. Dabei finanzieren Firmen 25% des Projektvolumens aus eigenen Mitteln, 25% bringen Unternehmen als in-kind-Leistungen ein. Die Hälfte des Projekts wird von SAL finanziert.
Dieses Kooperationsmodell bietet mehrere Vorteile. Im Vergleich zu „klassischen“ Förderungen ist der administrative Aufwand für Unternehmen kleiner – es wird kein Förderantrag benötigt und es gibt keine vorab festgelegten Deadlines für die Einreichung. Das Modell ermöglicht auch eine schnelle Abwicklung. Der Projektstart erfolgt grundsätzlich zwischen 6-8 Wochen nach der Projektdefinition.
Forschungsschwerpunkte und Use Cases
Der inhaltliche Schwerpunkt von SAL lässt sich in vier Themenbereiche („Research Divisions“) unterteilen.
Im Forschungsbereich „Sensor Systems“ arbeitet man mit unterschiedlichen Sensoren an industrie- und anwendungsorientierten Projekten. Für Projekte stehen sowohl die physische Infrastruktur (z.B. ein 300m² Reinraum in Villach) als auch ein interdisziplinäres Team mit vielfältigen Kompetenzen (z.B. Optik, Physik, Materialwissenschaft) bereit. Im Bereich „Power Electronics“ steht die Energieeffizienz im Zentrum. Dort arbeitet man z.B. an der Verbesserung von eingebauten Ladegeräten in E-Autos.
Vorstellung des Reinraums der SAL
Die Research Division „RF Systems“ fokussiert sich auf die drahtlose Kommunikation und auf Radar-Technologien. Am Standort Linz wird ein Schwerpunkt zum Thema 5G aufgebaut und ein Testbed für industrielle Anwendungen und Experimente geschaffen. Rund um „Embedded Systems“ befasst man sich mit Anwendungen, die in andere technische Systeme eingebettet sind (Stichwort: Edge Computing). Machine Learning und künstliche Intelligenz sind Technologien, die in diesem Forschungsbereich relevant sind, z.B. wenn es um satellitenbasierte Waldfeuerdetektion geht.
Technology Insights der Plattform Industrie 4.0
Wir bedanken uns bei Heimo Müller von SAL für den spannenden Input!
Die Technology Insights der Plattform Industrie 4.0 beleuchten aktuelle und spezifische Entwicklungen zu Zukunftstechnologien, die für den produzierenden Bereich relevant sind. Sie sind für alle Mitglieder der Plattform Industrie 4.0 zugänglich. Sollte Ihr Unternehmen Mitglied, Sie aber nicht auf unseren Verteilern sein, melden Sie sich gerne bei michael.fellner@plattformindustrie40.at.
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Foto von Vishnu Mohanan auf Unsplash