Daten können auf unterschiedliche Art gespeichert und aufbereitet werden. Verschiedene Modelle und Architekturen können verwendet werden. Für produzierende Unternehmen mit begrenzten IT-Ressourcen gewinnt die IT-Standardisierung daher zunehmend an Bedeutung. Für Software entwickelnde Startups oder KMU bieten Standards wirtschaftliches Potenzial: Ihre Einhaltung kann Vertrauen schaffen und dadurch ein Differenzierungsmerkmal darstellen.
Die Firma Onlim ist ein österreichisches Unternehmen, das Software zur Datenspeicherung und -aufbereitung entwickelt. Aus diesem Grund beschäftigt sich das Unternehmen u.a. mit den sich entwickelnden Standards europäischen Initiative Gaia-X. In einem „Inside Gaia-X“-Event stellte Alexander Wahler, Mitgründer und Geschäftsführer von Onlim, sein Unternehmen und seine Perspektive auf Gaia-X im Rahmen des Gaia-X Hub Austria vor.
Kommunikation braucht Wissen
Onlim spezialisiert sich auf die Entwicklung von KI-Anwendungen im Bereich der Kunden- und Unternehmenskommunikation. Zu den Anwendungen gehört insbesondere eine Software zur Erstellung von Chatbots. Sinnvoll programmierte Chatbots können z.B. dabei helfen, den Kundendienst zu entlasten oder die Verkaufsabteilung zu unterstützen.
Ein guter Chatbot benötigt für seine Arbeit eine fundierte Wissensbasis. Das Zugänglichmachen von Wissen innerhalb eines Unternehmens ist eine wichtige Voraussetzung für die KI-gestützte Kommunikation. Doch wie werden Daten nun möglichst passend gesammelt, aufbereitet und miteinander verbunden?
Das für die Kommunikation benötigte Wissen liefert ein Knowledge Graph. Bei einem Knowledge Graphen handelt es sich im Wesentlichen um eine Möglichkeit zur Aufbereitung von Wissen bzw. eine Wissensdatenbank. Daten werden unter Berücksichtigung ihres Entstehungskontexts und ihrer Nutzung erfasst. Wie auch in anderen Data Science Projekten gilt: eine qualitativ hochwertige Wissensbasis gewährleistet die Qualität der darauf aufbauenden Software, z.B. des Chatbots.
„Was ist der Knowledge Graph?“ beantwortet ein Video der SmartFactory Kaiserslautern.
Wissen braucht Information
In einem Knowledge Graphen werden Informationen verknüpft und dargestellt. Je mehr Daten im Knowledge Graphen gesammelt und abgebildet werden können, desto hilfreicher die potenziellen Ableitungen und Ergebnisse. Für die möglichst akkurate, softwaregestützte Kommunikation, z.B. via Chatbot, kann die Zusammenführung verschiedener Informationsquellen (z.B. Daten aus dem Einkauf oder Produktionsdaten) somit sinnvoll sein.
Die abteilungsübergreifende Nutzung von Daten ist oft eine Herausforderung. Werden Daten aber miteinander verbunden, dann können daraus viele Vorteile entstehen. Ein Beispiel: Eine Produktionsanlage besteht aus verschiedenen Rohrleitungen, Armaturen, Messgeräten und Ventilen, die in einem Rohrleitungs- und Instrumentenfließschema dargestellt werden. Dieses R&I-Schema wird für die Wartung der Anlage verwendet. Ein solches R&I-Schema kann auch als Knowledge Graph aufgesetzt werden.
Die Einbeziehung unterschiedlicher Daten kann den Informationsfluss beschleunigen, Entscheidungen optimieren und dadurch Kosten reduzieren. Abhängig von den benötigten Spezifikationen (Daten aus der Produktion), von der vorgesehenen Lebensdauer (Daten der Herstellerin/des Herstellers), von der Verfügbarkeit der Ersatzventile (Daten der Lieferantin/des Lieferanten) und vom Preis (Daten des Einkaufs) könnte z.B. der Bestellprozess von Ventilen automatisiert werden.
Potenzial im Kontext von Gaia-X
Ein Knowledge Graph kann somit auch externe Daten (z.B. Hersteller/-in, Lieferant/-in) miteinbeziehen. Hier überschneidet sich das Konzept des Knowledge Graphen mit der Idee der Datenräume („Data Spaces“). Unternehmen, die miteinander in einem Datenraum kooperieren, könnten verschiedene Datenquellen zusammenführen und einen gemeinsamen Knowledge Graphen aufsetzen. An einem solchen arbeitet Onlim auch aktuell im Rahmen des datahub.tirol – mit Hilfe eines Knowledge Graphen sollen dort die im Datenraum angebotenen Services einfach durchsuchbar werden.
Standards wie Gaia-X können den unternehmensübergreifenden Datenaustausch verbessern. Rund um Gaia-X entstehen gemeinsame Regeln und Software-Komponenten. Diese sollen Vertrauen schaffen und die Datensicherheit bei einem Datenaustausch gewährleisten. Der Einsatz der Software soll den Zugriff auf externe und interne Daten beschleunigen. Ein gemeinsames Vokabular bzw. eine gemeinsame Semantik (z.B. zu Selbstbeschreibungen und Metadaten) soll die Verknüpfung von Daten vereinfachen.
In Verbindung mit weiteren Standardisierungsbestrebungen, z.B. der Verwaltungsschale im Maschinen- und Anlagenbau, kann der Knowledge Graph in Zukunft für die Industrie ein wichtiges Werkzeug darstellen.
„Was haben Verwaltungsschale, Semantik und Knowledge Graph miteinander zu tun?“ beantwortet ein weiteres Video der SmartFactory Kaiserslautern.
Danke und Ausblick
Die beschriebenen Punkte bauen u.a. auf der Präsentation von Onlim im „Inside Gaia-X“-Event auf. Danke an Alexander Wahler für den Input!
Die Plattform Industrie 4.0 arbeitet laufend an weiteren Aktivitäten und Veranstaltungen zu Gaia-X. Wenn Sie dazu informiert bleiben möchten, melden Sie sich gerne bei michael.faelbl@plattformindustrie40.at.
Foto von Patrick Tomasso auf Unsplash