1. Check-In der Gaia-X Hub Austria: Domain Manufacturing

Beim Summit Industrie 4.0 haben wir den Aufbau der österreichischen „Domain Manufacturing“ zum Datenaustausch in der Produktion angekündigt. Unsere Ziele und Hintergedanken dazu finden Sie auf der Website des Gaia-X Hub Austria. Einmal im Monat führen wir im Rahmen der Domain Manufacturing einen „Check-In“ durch. Ziele des Check-Ins sind der spezifische Austausch relevanter Informationen im Kontext Data Sharing in der Produktion und eine möglichst offene Diskussion. Dabei wichtig sind der Gesprächscharakter (statt langen Präsentationen) und der Neuigkeitsgrad der einzelnen Themen.

Der erste Check-In fand am 12. Juni 2023 statt. Hier finden Sie die inhaltlichen Punkte des Check-Ins als Zusammenfassung. Für uns wichtig: Wenn etwaige Informationen hier aus Ihrer Sicht falsch oder veraltet sind, kontaktieren Sie uns bitte. Das Format lebt vom Austausch, Feedback ist mehr als erwünscht. Es handelt sich hier um eine verkürzte Zusammenfassung der besprochenen Punkte. Die nicht gekürzte Langfassung des Protokolls wird über den Verteiler der Domain Manufacturing verschickt. Wenn Sie zu zukünftigen Check-Ins eingeladen und die Protokolle direkt erhalten möchten, kontaktieren Sie uns bitte ebenfalls.

Geförderte Data Space Entwicklungen der europäischen Kommission

Im „Digital Europe“-Programm der europäischen Kommission gibt es in der Säule „Cloud Data and TEF“ verschiedene Calls, die u.a. den Aufbau von Data Spaces ermöglichen sollen. Dazu gehören Data Spaces im Bereich Mobilität, Manufacturing, Media und Smart Communities. Im Bereich Manufacturing wird der Aufbau von zwei Data Spaces mit jeweils 8 Millionen Euro finanziert. Ein Data Space soll sich mit „Agile Supply Chain Management“ beschäftigen (horizontaler Datenaustausch), der zweite soll sich auf „Dynamic Asset Management“ und „Predictive/Prescriptive Maintenance“ (vertikaler Datenaustausch) fokussieren.

Am 12. Mai wurden die Förderungen vergeben. Konsortien mit österreichischer Beteiligung gibt es in beiden Data Spaces im Bereich Manufacturing sowie in Media und Smart Communities. Öffentliche Informationen dazu gibt es, sobald die Verträge fixiert sind. Wer sich am Laufenden halten möchte, die/der kann dem Projekt „Data Space 4.0“ folgen, z.B. im Newsletter, über LinkedIn oder Twitter. Das Projekt ist die offizielle „Coordination and Support Action“ (CSA) für die geplante Umsetzung der beiden Data Spaces im Bereich der Produktion. Die Plattform Industrie 4.0 ist als Projektpartner Teil der CSA.

Gaia-X Generalversammlung und Gaia-X Arbeitsgruppen

Am 5. Juni fand die Generalversammlung der Gaia-X AISBL statt. Die AISBL hat mittlerweile 375 Mitglieder, davon waren knapp 200 in der Generalversammlung vertreten. In der Generalversammlung wurde das neue „Board of Directors“ (BoD) für die nächsten zwei Jahre gewählt. Das BoD ist eine Art Aufsichtsrat der AISBL. Zur Vorsitzenden wurde Catherine Jestin von AIRBUS gewählt. Das gesamte, neu gewählte BoD ist hier aufgelistet.

Die operative Weiterentwicklung des Projekts passiert in den Arbeitsgruppen der AISBL. Auf technischer Ebene („Technical Committee“) gibt es zahlreiche Entwicklungen, die auf Gitlab nachverfolgt werden könne. Im „Policy Rules Committee“ beschäftigt man sich aktuell wieder verstärkt mit dem Thema Gaia-X Compliance (siehe nächster Punkt). Das „Data Space Business Committee“ befand sich im letzten halben Jahr in einer Restrukturierung, die Arbeit darin wird am 6. Juli wieder aufgegriffen.

Gaia-X Compliance

Das „Policy Rules Committee“ hat eine Reihe von Kriterien definiert, die eingehalten werden müssen, um „Gaia-X compliant“ zu sein. Insgesamt geht es dabei um >60 Kriterien, die z.B. Vorgaben im Bereich Security oder Vertragsabschluss und -transparenz beinhalten. Die Kriterien ergeben sich aus dem „Policy Rules and Labelling Document“.

Aktuell wird das Dokument mit bestehenden internationalen Standards abgeglichen, um aufzuzeigen, wo die Gaia-X-Kriterien abweichen bzw. welche Standards den Kriterien entsprechen. Pierre Gronlier, der CTO der AISBL, möchte gleichzeitig die Regeln aus dem Policy Rules Document auch einem „Reality Check“ unterziehen. Dafür werden die Kriterien an die offiziellen Gaia-X Leuchtturmprojekte (dazu gehört das österreichisch-deutsche Leuchtturmprojekt EuProGigant) verteilt. Diese sollen dann überprüfen, wie vielen der Kriterien ihre Projekte entsprechen und abschätzen, wie hoch die Kosten für eine Einhaltung sämtlicher Kriterien sind/wären.

Manufacturing-X Status quo

Manufacturing-X wurde bei der Hannover Messe 2023 als „Initiative zur Digitalisierung der Lieferketten in der Industrie“ vorgestellt und soll 2024-2026 umgesetzt werden. Der deutsche Staat möchte das Projekt mit 152 Mio. fördern. Das Ziel ist es, in verschiedenen wirtschaftlichen Sektoren (z.B. Maschinenbau, Elektroindustrie, Chemie- und Pharmaindustrie) interoperable Datenökosysteme zu schaffen. Vorbild dafür ist Catena-X als Initiative der Automobilindustrie.

Manufacturing-X soll verschiedene Technologie-Bausteine integrieren. Dazu zählen die in Catena-X entwickelte Software, OPC UA oder die Asset Administration Shell. Manufacturing-X soll Standards und Technologien in konkreten Anwendungsfällen entwickeln. Im Juli soll es eine Förderrichtlinie in Deutschland geben. Die Plattform Industrie 4.0 ist im geplanten International Council von Manufacturing-X vertreten und wird dazu weiter informieren.

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Boris Otto vom Fraunhofer Institut für Software und Systemtechnik (ISST) erklärt Manufacturing-X

Cofinity-X Status quo

Cofinity-X ist die erste Betreibergesellschaft von Catena-X. Rechtlich handelt es sich dabei um ein Joint Venture von Mercedes-Benz, BASF, BMW Group, Henkel, SAP, Schaeffler, Siemens, T-Systems, Volkswagen und ZF. Aufbauend auf der in Catena-X erstellten Software und insbesondere auf den Eclipse Dataspace Components (EDC) soll ein Marktplatz für digitale Produkte und Services für die Automobilindustrie aufgebaut werden.

Insgesamt gibt es fünf Use Cases, die bei der Hannover Messe vorgestellt wurden, die Rückverfolgbarkeit von Materialien ist eine zentrale Zielsetzung. Seit April ist man in einer Betaphase, angeboten werden Consulting und Integration für Dateninhaber. Die Kosten einer Teilnahme hängen stark von Aufwand für Onboarding eines individuellen Unternehmens ab. Die Ernsthaftigkeit des Unterfangens zeigt sich u.a. durch die offenen Stellen – aktuell werden zahlreiche Mitarbeiter/-innen gesucht. Es ist anzunehmen, dass verschiedene OEMs im Automobilsektor die Catena-X Konformität in absehbarer Zukunft (eventuell noch 2023) in ihre Lieferbedingungen integrieren werden.

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Ein Video zur Motivation für Cofinity-X, ein Erklärvideo mit mehr Informationen findet man auf der Cofinity-X-Website

Pilotfabriken Data Space AMIDS und Standardisierung

Im März starteten die Projekte „PilotLin-X“ und „ResearchLin-X“ der Pilotfabriken der TU Wien, der JKU Linz und der TU Graz. Geplant sind gemeinsame Aktivitäten in Richtung eines Data Space Aufbaus. Der Austrian Manufacturing Innovation Data Space“ (AMIDS) wird als Verein aufgesetzt – hier folgen weitere Updates, sobald Aktivitäten gesetzt werden.

Seitens IEC wird versucht, verschiedene Standards im Bereich Smart Manufacturing zu erfassen und miteinander in Beziehung zu setzen. Das ist ein großes und komplexes Unterfangen – in verschiedenen „Mappings“ (z.B. dieses oder dieses Mapping) sollen die Standards dargestellt werden. Die Interoperabilität verschiedener Standards im Bereich Smart Manufacturing adressiert auch ein kürzlich veröffentlichtes gemeinsames Papier von VDMA, IDTA, Automation ML und OPC Foundation.

Danke und Teilnahme

Herzlichen Dank für die Teilnahme am ersten Check-In der Gaia-X Hub Austria Domain Manufacturing! Feedback und Anmerkungen bitte sehr gerne an michael.faelbl@plattformindustrie40.at schicken – wir möchten das Format konstant weiterentwickeln.

Der Check-In ist öffentlich zugänglich, sämtliche Interessierten können sich kostenlos auf den Verteiler setzen lassen. Ermöglicht wird der Check-In im Übrigen aus den Mitteln der Plattform Industrie 4.0 – diese finanziert sich wiederum aus Mitgliedsbeiträgen. Wenn die vermittelten Informationen für Sie einen Mehrwert darstellen, dann freuen wir uns, wenn Sie auch Mitglied der Plattform werden.

Foto von Josh Beech auf Unsplash

Michael Fälbl