Datenaustausch zwischen KMU: KI-Einsatz in KFZ-Werkstätten

Im unternehmensübergreifenden Datenaustausch liegt viel wirtschaftliches Potenzial. In verschiedenen Projekten und multilateralen Kooperationen – z.B. Gaia-X, Catena-X, SCSN… – wird an praktischen Anwendungsfällen gearbeitet. Häufig sind dabei große und international agierende Unternehmen treibende Kräfte hinter den Initiativen.

Der firmenübergreifende Datenaustausch kann auch für KMU wirtschaftliche Chancen bieten. Wenn Daten einfach und standardisiert geteilt werden können, dann können daraus innovative Anwendungen entstehen, die einzelne Unternehmen für sich allein nicht entwickeln könnten.

Ein Beispiel dafür veranschaulicht das deutsche Projekt Autowerkstatt 4.0. Im Rahmen eines „Inside Gaia-X“-Events stellte Jan Hendrik Schoenke von der am Projekt beteiligten LMIS AG das Projekt den Mitgliedern der Plattform Industrie 4.0 und der Community des Gaia-X Hub Austria vor.

Datenaustausch zwischen KFZ-Werkstätten – wozu?

KFZ-Werkstätten stehen heute vor verschiedenen Herausforderungen. Die Anzahl der im Umlauf befindlichen KFZ steigt. Die Zahl der Verschleißreparaturen pro PKW sinkt, gleichzeitigt steigt aber die Komplexität der Tätigkeit, vor allem im Bereich der Elektronik. Man denke z.B. an einen Rückspiegel – heute sind in einem solchen ein Blinker, ein Spurwechsel-Assistent oder Abstandssensoren integriert.

Reparaturdiagnosen werden zumeist mit Hilfe der On-Board-Diagnose durchgeführt. Dabei werden standardisierte Fehlercodes verwendet, um auf die Probleme eines PKW rückschließen und Fehlerquellen lokalisieren zu können. Nach einer solchen Diagnose ist der Austausch eines fehlerhaften Teils zumeist der einfachste Weg, um einen Fehler zu beseitigen.

Im Projekt Autowerkstatt 4.0 möchte man die Fehlerdiagnose bei KFZ mit Hilfe von Oszilloskopen verbessern. Dieser Ansatz soll den Werkstätten dabei helfen, nicht notwendige Austausch-Arbeiten oder Reparaturen im Bereich der Elektronik zu vermeiden und dadurch Kosten zu sparen. Durch verbesserte Fehleranalyse und Diagnosearbeit soll gleichzeitig der Ressourceneinsatz in Werkstätten sinken und die Nachhaltigkeit der Branche steigen.

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Oszilloskope im Einsatz für die KFZ-Fehlerdiagnose

Vernetzte Oszilloskope mit KI in der Cloud

Oszilloskope ermöglichen es einer Mechanikerin oder einem Mechaniker, direkte Messungen am elektrischen System eines Autos vorzunehmen. Unabhängig von der Art des Autos kann die Messung physikalischer Signale die Fehlerdiagnose verbessern. Die Arbeit mit Oszilloskopen ist aber (noch) nicht selbsterklärend. Das Team der Autowerkstatt 4.0 möchte genau das ändern und versucht, die Datenerhebung mit Oszilloskopen, deren Analyse und Auswertung zu automatisieren.

Über das Projekt soll ein Ökosystem entstehen, das Werkstätten, Anbieter von Software-Lösungen und Diagnosesystemanbieter miteinander verbindet. Werkstätten sollten mit Hilfe der Messhardware, mit kleinen und mobilen Oszilloskopen, die Möglichkeit erhalten, Daten beschädigter Autos einfach zu erheben und automatisiert weiterzugeben. Software-Anbieter wiederum sollten die Möglichkeit haben, diese Daten in aggregierter Form zu erhalten, um sie für die Erstellung von Datenanalysen und -modellen nutzen zu können. Anschließend sollten Anbieter von Diagnosesystemen darauf aufbauend passende Anwendungen bzw. Reparaturempfehlungen für die KFZ-Werkstätten bereitstellen können.

Durch den Datenaustausch sollen Mechanikerinnen und Mechaniker effizienter und effektiver Reparaturen durchführen können. Durch die Automatisierung des Prozesses soll eine ausführliche Diagnose ohne großen Zeitaufwand möglich werden – ein großer Vorteil für KFZ-Werkstätten, denn ausführliche Diagnosen können Kundinnen und Kunden zumeist nicht weiterverrechnet werden. Außerdem können KFZ-Werkstätten für die Bereitstellung von Daten zusätzlich kompensiert werden.

Im Projekt Autowerkstatt 4.0 arbeitet man an den dafür notwendigen Voraussetzungen. 2023 werden die ersten 50 Werkstätten mit Oszilloskopen ausgestattet, 2024 sollen weitere Werkstätten folgen. Parallel wird das benötigte Ökosystem entwickelt. Über Fortschritte im Projekt kann man sich z.B. über den AW4.0-Blog informieren.

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Der Umsetzungsplan des Projekts Autowerkstatt 4.0 für 2023

Datensouveränität als wichtiges Thema

Ein sicherer und vertrauenswürdiger Datenaustausch ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung des Projekts. Eine datenschutzkonforme Nutzung der Daten aus den Oszilloskopen muss garantiert werden. Außerdem müssen die Werkstätten etwaigen Anwendungen und Empfehlungen vertrauen können, diese müssen verständlich und erklärbar sein – vertrauenswürdige KI spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Die geplante Plattform soll Gaia-X-konform aufgebaut werden. Die einzelnen Akteure – Werkstätten, Diagnosesystemanbieter und Anbieter von Software-Lösungen – sollen in einem Data Space miteinander verbunden werden. Dafür setzt man beim Projekt Autowerkstatt 4.0 auf die Eclipse Dataspace Components und die Cross Federation Services Components (XFSC, vormals GXFS).

Danke und Ausblick

Wir bedanken uns herzlich bei Hrn. Schoenke für den Input!

Die Plattform Industrie 4.0 arbeitet laufend an weiteren Aktivitäten und Veranstaltungen rund um Data Sharing und Gaia-X. Wenn Sie dazu informiert bleiben möchten, melden Sie sich gerne bei michael.faelbl@plattformindustrie40.at.

Foto von Maxim Hopman auf Unsplash